HANOI MASTERS – „War is a Wound, Peace is a Scar“

Hanoi Masters 2400Glitterbeat in field recordings, so könnte man den Paukenschlag kurz nennen, den das Tochterlabel von Glitterhouse mit HANOI MASTERS vollzieht.

Mit an Bord bei der Produktion zu HANOI MASTERS ist der Grammy-Award Winner IAN BRENNAN. BRENNAN machte sich unter anderem einen Namen mit der Produktion der Touarek Band TINARIWEN, RAIN MACHINE oder dem Solo-Debüt von KYP MALONE von TV ON RADIO. Nicht zu vergessen seine Entdeckung der THE GOOD ONES aus Ruanda.

IAN BRENNAN ist aber nicht nur Produzent, sondern seit seinem 19. Lebensjahr auch Autor etlicher Artikel unter anderem für die Magazine „Guitar Player“ oder „Zero Magazine“, wie auch Buchautor und Live-Promoter.Vietnamkrieg

HANOI MASTERS trägt den Titel „War is a Wound, Peace is a Scare“, eine Aussage die für kaum ein anderes Land so gilt wie für Vietnam. Wo noch heute Kinder mit Missbildungen als Folge des Vietnamkrieges auf die Welt kommen, weil immer noch ganze Regionen mit einem Napalm- und vor allem Agent Orange verseuchten Boden Leben müssen. Einen Krieg, den die Einheimischen „Der Krieg der Amerikaner“ nennen, nicht ihren.

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Genau hier hat sich BRENNAN auf die Suche nach Überlebende begeben, die mit ihrem Spiel und Gesang an Verlorenes erinnern oder längst verloren geglaubtes zu Gehör bringen. Alles, wie immer bei IAN BRENNANs Produktionen, ohne technische Schnörkel, ohne westliche Schönfärberei. Pur, so dass auch die Emotionen ungefiltert auf uns als Hörer treffen. Eine Musik, die von der tiefen Verbundenheit der Musiker mit ihrem Instrument und ihrem Land zeugt. In deren Stücken die Geschichte Vietnams mitschwingt und sich stetig eine Stimmung zwischen rauer Schönheit und Traurigkeit abbildet.

Während die CD in einem wunderschönen Digi-Fold-Out daher kommt, fehlt mir leider ein kleines Beiheft. Daher werde ich euch an dieser Stelle die Presse-Info an die Hand geben, die in diesem Fall mal wirklich sinnvoll ist.

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Denn wie sonst hätte ich in Weltklang No. 107 erklären können, was es mit „Der Wind weht es fort / The Wind Blows It Away“ auf sich hat. Es ist eine Hommage an die verstorbenen Eltern. Ein Instrumentalstück, gespielt auf der K’Ni. Ein Saiteninstrument, das erstaunlicherweise den Mund seines Spielers als Resonanzraum nutzt. Die beiden Saiten werden über Wirbel zum Mund des Spielers geführt, wo sie an einer Metallspange befestigt zwischen den Zähnen gehalten wird. Während der Spieler im lokalen Dialekt hindurch singt, erklingt die Melodie in immer neuen Formen. Denn jeder regionale Dialekt Vietnams bringt seine eigene Klangfarbe ein, weshalb auch von der singenden K’Ni die Rede ist.

Der durch die Formung des Mundes entstehende Sound ist ein Effekt, wie manche ihn vielleicht noch aus der Rockmusik erinnern, speziell von PETER FRAMPTON Homepage, zu hören etwa auf FRAMPTON COMES ALIVE. Allerdings geht bei ihm keine Gitarrensaite zum Mund, sondern er benutzt dafür die sogenannte Talkbox, bei der ein Schlauch das akustische Signal in den Mundraum führt. Hier wird durch Formung des Mundes der Klangcharakter verändert und über ein Mikrofon abgenommen.

Zur Aufführung der K’Ni kommt und kam es in den Gemeinschaftshäusern oder auf den Aussichtstürmen verschiedener vietnamesischer Minderheiten. In frühen Tagen wurde sie nie allein zu Hause gespielt, weil ihr eine spirituelle Stimme nachgesagt wurde.

Im „Heldenlied / Heroine Song / Hát H?u Cô Bo“ geht es um eine Art Gebet an die göttliche Mutter von Bergen und Wäldern Vietnams, um ihre Gunst zu erbitten und sie zu preisen.

„ Road to Home“ besingt die Rückkehr in die Heimat, und ist eine Liebeserklärung an ihre Eigenarten.

Ihr findet weitere Erläuterungen samt Text in einem weiteren Textfenster.

Glitterbeat scheint wirklich alle Wege der Musikverbreitung und der Musikwelt zu nutzen, um unseren Horizont zu erweitern. Danke dafür an die Glitterhouse & Glitterbeat-Crew!

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