Stephan Micus – „Panagia“

Stephan Micus - Panagia

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Die Klänge STEAPHAN MICUS sind mir seit meiner Jugend vertraut. Auch wenn ich kaum ein Album konkret benennen könnte, so hielt ich mich doch oft in Haushalten auf, in deren Plattensammlugen ich auf seine Arbeiten stieß. Nur ging es mir seinerzeit wie mit so vielem: ich konnte nichts damit anfangen in meiner Ungeduld. Denn schon damals verfolgte sein Hauslabel ECM ganz eigene Wege.

Über ihn ließe sich viel an dieser Stelle schreiben, auch wenn es eigentlich der falsche Ort ist. Denn eigentlich will ich ja an dieser Stelle über „Panagia“ berichten.

MICUS selbst ist ein Suchender. Anders kann man sich sein Treiben nicht erklären. Sein Wissen über die Musik der Welt hat er sich buchstäblich erreist. Im Verlauf dieser Reisen erlernte er nicht nur die Spielweisen bestimmter Instrumente, sondern setze sich auch mit deren Traditionen auseinander. Herausgekommen ist dabei eine ganz eigene Spielart.

Mit „Panagia“ nun liegt sein 20.Album für ECM vor. Panagia ist einer der Namen der Jungfrau Maria, der Mutter Gottes im Griechischen. MICUS ging nun daher und nahm sich sechs griechischen Gebeten der Byzantinischen Zeit an, und interpretierte sie auf seine ganz eigene Weise. Inhaltlich, so Micus, ginge es nicht um die christliche Notation, sondern eher um eine universelle Lesart. Hier vor allem um die Kraft des Weiblichen, wie sie auf der ganzen Welt vorzufinden sei. Seiner Ansicht nach sei die männliche Seite, wenn man jetzt einmal das gewünschte Gleichgewicht aus dem chinesischen Yin & Yang Konzept aufgreift, in den zurückliegenden 2000 Jahren überbetont worden. Im günstigsten Fall möchte er daher „Panagia“ als Ankerpunkt für eine Wende in dieser Gewichtung sehen.

Zur Musik rückkehrend ist erst einmal Respekt zu zollen. Denn die Atmosphäre auf „Panagia“ könnte tatsächlich kaum griechischer sein. Was dafür spricht, das MICUS auch hier wieder seine Hausaufgaben gemacht hat. Vorläufer dieser griechischen Ausrichtung seiner aktuellen Arbeit ist das Album „Athos“, in dem sich MICUS der in Nordgriechenland gelegenen gleichnamigen orthodoxen Mönchsrepublik widmet.

Vor diesem Hintergrund hört sich „Panagia“ ein Stück weit wie eine belauschte Meditation an. Und dieser Eindruck rührt auch nicht von Ungefähr. Denn für MICUS selbst ist es eine Reise, auf die er die Besucher einlädt, und auf die er der Führer ist. Er geleitet uns durch die emotionalen Höhen und Tiefen diese Weges, die mit einer unglaublichen Intimität über den Besucher kommen. Wer sich fallen lässt erkennt die Wandelgänge, hört die Hallen und ihre Winde. Und er hört die Klage, das Leid aber auch die vollkommene Hingabe.

Mit „Panagia“ ist dem 53 bei Stuttgart geborenen und überwiegend auf Mallorca lebenden STEPHAN MICUS etwas ganz Großes gelungen.

Abschließend kommt mir der Jazzmusiker, Musiksammler und Journalist Joachim-Ernst Berendt in den Sinn. Er beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit Musik, um am Ende zwei Dinge als bleibend zu bestimmen: die menschliche Stimme – und die Stille.